Am 16.04.2012 beginnt der Prozess gegen Anders Behring Breivik (33) in Oslo.
Breivik ist wegen 77-fachen Mordes angeklagt und hat seine Taten bereits gestanden. Die Schuld für seine Taten will er jedoch nicht übernehmen. Im beginnenden Prozess möchte er sogar erklären, warum er den Bombenanschlag im Regierungsviertel in Oslo und das Massaker auf der Insel Utøya verübt hat.
Rückblick: Das Massaker von Norwegen (Utøya)
Bei dem Bombenanschlag in Oslo kamen am 22.07.2011 insgesamt 8 Menschen ums Leben, neun wurden schwer verletzt und über 200 weitere Passanten kamen mit leichten Verletzungen davon.
Anschließend machte sich Breivik auf den Weg zur Insel Utøya, auf der gerade das Sommerlager der Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei, Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF), statt fand. Während des Massakers, das mehrere Stunden andauerte, ehe der Attentäter gestoppt werden konnte, traf Breivik 69 Jugendliche tödlich. Insgesamt befanden sich zur Zeit der 564 Personen auf der Insel.
Aufarbeitung und Umgang mit den Taten
Beide terroristisch-motivierten Taten Breiviks schockierten die norwegische Bevölkerung und lösen noch heute Diskussionen über das angemessene Strafmaß, eine offene Gesellschaft und deren Umgang mit Terrorismus aus.
In einem Interview sagte eine Angehörige zur norwegischen Zeitung VG, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass irgendein Gericht in Norwegen streng genug sein werde. Es gäbe für sie keine Strafe, die für Breivik gut und ausreichend sei.
Und auch die Medien bereiten sich auf einen langen Prozess vor und schulen ihre Berichterstatter in speziellen Seminaren und Kursen, wie Aftenposten berichtet. Dort macht man sich Gedanken über die Berichterstattung aus dem Gerichtssaal und über die Tat, die sowohl journalistischen Ansprüchen genügen muss, ethisch vertretbar sein soll, Breivik dabei aber nicht zu sehr in den Mittelpunkt rücken darf.
Soviel Ethik und Umsicht gibt es sicherlich nur in den norwegischen Medien!
Doch dies ist kein Wunder, wenn über ein nationales Trauma berichtet werden muss, das gleichzeitig bei vielen noch der Aufarbeitung bedarf.
So berichten norwegische Medien zwar den ganzen Tag direkt aus dem Gerichtssaal und übertragen die Verhandlungen in Oslo live, trotzdem dürfen die Aussagen Breiviks nicht ausgestrahlt werden, um die Angehörigen der Opfer zu schützen. BBC macht diese Ausnahme nicht und überträgt den Prozess komplett live.
Breivik nutzt die große Bühne
Anders Breivik hingegen nutzt die Aufmerksamkeit, um in seinem Größenwahn weitere kränkende Worte gegen die Angehörigen und Opfer zu richten. Er wolle sogar erklären, warum die Taten nötig waren und warum er noch mehr Menschen hätte töten wollen.
Am erste Verhandlungstag plädierte er bereits auf unschuldig im Sinne der Angeklagte. Breivik gesteht zwar alle Taten, die ihm vorgeworfen werden, beruft sich dabei aber auf Notwehr. Er bleibt seinem 1.500 Seiten starken „Manifest“ treu, in dem er die Terroraktionen vom 22.07.2011 in Oslo und auf Utøya rechtfertigt und spricht weiterhin von der „Rettung Europas vor dem Kulturmarxismus und der Islamisierung“.
Die internationale Öffentlichkeit und die norwegische Gesellschaft müssen sich scheinbar auf einen langen, nervenaufreibenden und sicher zeitweise unerträglichen Prozess gegen den Attentäter Anders Behring Breivik einstellen. Nur gut, dass unabhängige Gutachter nun ein altes Gutachten revidierten und Breivik für voll zurechnungsfähig erklärt haben. Den Richtern bliebt also zu entscheiden, ob Anders Behring Breivik als Massenmörder ins Gefängnis kommt, oder doch lebenslang in einer geschlossenen Psychiatrie verwahrt wird.