Perspektiven

Die Welt ist zu komplex, um einfach zu sein. Persönliche Gedanken zu unterschiedlichsten Themen, geschrieben von einem optimistischen und rationalen Realisten. Über die Ambiguität von Entscheidungen, über die Komplexität von Problemen, über perfekte Lösungen, über Perspektiven, über die Welt.

Das Rationale und der Optimismus

Optimisten, Pessimisten und Realisten blicken unterschiedlich auf die Welt und das Geschehen um sich herum. Pessimisten sehen dabei eher die negativen Folgen. Optimisten versuchen im Allgemeinen, die positiven Dinge zu erkennen und voranzutreiben. Realisten verschreiben sich der Realität, dem Beobachtbaren und dem Logischen.

Jeder dieser Begriffe kennt viele Definitionen und wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich gedeutet. Gerade der Begriff des Realisten ist schwierig, da es nicht die eine Realität oder Wahrheit gibt – nie. Demnach definiert sich ein Realist seine eigene Realität und grenzt diese ab – seine Weltanschauung ist also bei weitem nicht objektiv. Da ich mich nun als Realist beschreiben würde, mich also an der (meinigen) Realität orientiere und kein Träumer bin, setze ich die Begriffe optimistisch und rational gerne als beschreibende Adjektive davor.

Im Grunde ist es normal, dass ein Individuum eine Situation wahrnimmt und für sich bewertet. Als Realist wird diese Situation zur feststehenden „Realität“. Aufpassen muss man nun, wie man sich zu der Situation verhält. Es ist durchaus möglich, die Realität dann als gegeben und negativ zu deuten. Auf diesem Standpunkt beharrend und in den Diskussionen unflexibel zu reagieren, macht den Realisten zum Pessimisten.

Als optimistischer Realist versuche ich sämtliche Aspekte der Realität zu sehen, andere Standpunkte und Meinungen einzubeziehen und dann positiv und zielorientiert in die Zukunft zu blicken. Doch warum bezeichne ich mich nicht als Optimist? Optimisten sehen das Positive und suchen nach Lösungen – eben zukunftsgerichtet und optimistisch. Beides beanspruche ich auch für mich, jedoch – so denke ich – gibt es einer Welt mit komplexen Zusammenhängen immer auch weitere (und teilweise negative) Auswirkungen jeglichen Handelns. Nimmt man diese Aussage als gegeben, scheint mir die Bezeichnung optimistischer Realist als sehr sinnvoll.

>> Der optimistische Realist und der Klimawandel
Wie ein optimistischer Realist auf die Frage antworten könnte, ob wir den Klimawandel noch aufhalten.

Und nun das Rationale. Wie angedeutet hat jede Entscheidung, sei sie persönlich oder gesamtgesellschaftlich, zahlreiche Aus- und Nebenwirkungen. Die Rationalität sorgt nun dafür, logisch auf die Ursachen und Folgen zu schauen und eine Entscheidung zu treffen. Da nun meiner Meinung nach nicht immer nur der Verstand und die Vernunft entscheiden (können), kommen Instinkt, Emotionen, Herz und Bauch dazu, und diese eben mit einer optimistischen Grundhaltung.

Perspektiven und die komplexe Welt

Die Welt ist zu komplex, um einfach zu sein. Oftmals ist sie sogar zu komplex, um sie komplett zu verstehen und alle Auswirkungen des menschlichen Handels in der Gänze verstehen zu können. Wenn nun aber jedes Problem eigentlich zu komplex ist, wie können wir es dann lösen ohne Nebenwirkungen zu verursachen? Gar nicht!

Es kommt immer auf die Perspektive an. Perspektiven sind verschieden, bei kleinen Entscheidungen oder weltweiten Problemen. Ich mag den Begriff der Perspektive nicht nur aus dem Gesichtspunkt des Standpunktes in einer Diskussion, sondern auch aufgrund des Zukunftsaspekts. Solange es Perspektiven gibt, kann man handeln.

Ein kleines Beispiel: Ich fühle mich auf meiner Terrasse beobachtet und entscheide mich, hohe Bäume als Sichtschutz zu pflanzen. Aus meiner Perspektive ist das eine perfekte Lösung, da ich in der Zukunft nicht mehr den vermeintlichen Blicken meines Nachbarn ausgesetzt bin. Zukünftig zeigen sich jedoch die Schattenseiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Nachbar, der mir zwar nicht auf den Tisch schauen möchte, fühlt sich eingeschränkt: die Bäume sind zu nah am Grundstück, das Laub liegt auf dem guten Nachbarsrasen, es gibt weniger Licht in seinem Wohnzimmer. Meine zukünftige Perspektive ist damit nicht besser: ich habe Krach mit dem Nachbarn und ebenfalls weniger Licht auf der Terrasse, sowie mehr Laub auf dem Rasen, der seinerseits mehr mit dem Schatten zu kämpfen hat.

Das große Bild

Und das große Bild? Du kannst dir denken, dass es nicht einfacher wird, wenn man Probleme lösen möchte, die uns alle betreffen. Und hier geht es bereits los, handelt es sich eigentlich für alle um ein Problem? Denken wir an die Perspektive.

Perspektive am Beispiel des Klimawandels. Überwiegend (ich formuliere hier vorsichtig) wird erkannt, dass das menschliche Eingreifen in die Natur und die Art zu wirtschaften dazu führen, dass sich das Klima ändert und die Menschheit auf klimatische Veränderungen reagieren muss. Kleine Inseln gehen aufgrund des Meeresanstiegs unter, Wetterextreme beuteln Mitteleuropa und die Wüstenstreifen breiten sich aus. Warum kommt es nun aber zu keiner Einigung der Weltgemeinschaft? Nun, es ist die Perspektive. Für Kanada und Russland ist es durchaus wirtschaftlich reizvoll, den auftauenden Permafrostboden zu bewirtschaften oder die tauenden Nordpassagen von Handelsschiffen befahren zu lassen. Und auch wenn man in Europa glaubt, vermeintliche Lösungen zu haben, tragen diese vielleicht nicht überall. So können wir Verbrennungsmotoren verbieten, um das Verbrennen fossiler Rohstoffe zu stoppen. In Südamerika fahren Verbrenner-Autos jedoch auf Basis biologischer Brennstoffe.

Höre dir alle Seiten an.

Gut oder schlecht, schwarz oder weiß, richtig oder falsch. Da wir es vielfach mit komplexen Systemen zu tun haben, gibt es diese Ambiguität nicht. Aus unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich Schattenseiten. Es ist auch durchaus möglich, dass negative Auswirkungen des Handelns erst später zu Tage treten. Daher versuche ich als optimistischer und rationaler Realist alle Seite zu hören und zu verstehen. Bei einer Problemlösung sollten immer alle Seiten (Ideen, Einwände und Feedback) gehört werden. Inwieweit man auf andere eingeht trägt dann zur Akzeptanz der eigenen Lösung bei.

Meiner Meinung nach haben wir verlernt alle Seiten zu hören. Das ist schade, denn niemand überblickt ein Problem komplett, vor allem wenn es global ist. Ferner spalten einseitig erzeugte Lösungen (technisch, juristisch, privat) Reaktanzen und im schlimmsten Fall Radikalisierung und Spaltung. Ein wertschätzendes Miteinander impliziert immer auch, dass man andere Standpunkte hört und reagiert. Ich denke, letzteres nimmt auch extremen Standpunkten ein wenig den Wind aus den Segeln.

5 Bausteine zur perspektivischen Lösungsfindung

In meinen Perspektiven versuche ich mehrere Seiten zu beleuchten. Ich bin sicher nicht in der Lage, angesprochene Probleme zu lösen, jedoch möchte ich unterschiedliche Standpunkte aufzeigen.

Für Debatten, Forschungen oder Lösungen sollten folgende Punkte immer betrachtet werden:

  1. Thema – Welches Thema/Problem wird behandelt?
  2. Perspektiven – Welche anderen Sichtweisen gibt es?
  3. Vorschlag – Welche Lösung wird vorgeschlagen?
  4. Einwände – Welche Einwände und Risiken gegen meine Perspektive sind bekannt?
  5. Mitigation – Wie können Einwände und Risiken abgemildert oder adressiert werden?

Mit diesen fünf Bausteinen zur perspektivischen Lösungsfindung ist man gezwungen, bereits im Vorwege andere Meinungen zu hören oder andere Sichtweisen einzunehmen. Die eigene Lösung ist nicht gesetzt, sondern ein Vorschlag. Die eröffnet den Raum für einen Dialog. Um diesen Dialog nicht in ein streiterisches Verharren auf dem eigenen Standpunkt beider Seiten verkümmern zu lassen, sollten bekannte Einwände der Gegenseite bereits aufgenommen und ernsthaft beschrieben werden, um im letzten Schritt seine Vorstellung z. B. von der Abmilderung von möglichen Nebenwirkungen vorzutragen.

Worüber ich mir Gedanken mache.

Offen ist nun noch, worüber ich mir Gedanken mache. Als Kind meiner Zeit sind es die großen Themen:

  • Klimawandel
  • Biodiversität
  • Demografie
  • Robotics

Wie die Aufzählung zeigt bin ich bemüht, eine positive Sprache zu verwenden. Ich nenne es also weder Klimakrise, Artensterben oder Überbevölkerung, sondern lasse es bei den rational und realistisch benannten Oberbegriffen. Die Ambiguität der meisten Probleme zeigt sich auch in den Interessengebieten. Die Natur ist ein wesentlicher und schützenswerter Bestandteil dieser Welt und zahlreiche Herausforderungen gilt es zu meistern, aber neben dem Natürlichen strebt die Menschheit seit jeher in Richtung Technik. Von den ersten Werkzeugen der Steinzeitmenschen bis hin zu den humanoiden Robotern dieser Zeit, Technik bestimmt den Fortschritt und fasziniert auch mich.

Zahlreiche Herausforderungen lassen sich heute und auch in Zukunft mit Technik lösen. Halten wir uns eben nur konsequent an die fünf Bausteine zur perspektivischen Lösungsfindung, damit wir die Technik beherrschbar halten und effektiv nutzen.

Kommentare sind geschlossen.